NUMIS POST Einzelausgabe

Niederrhein sowie zwischen dem Ärmelkanal und der Linie Mainz-Trier, was einem gallisch- germanischen Raum entsprach. Als Foede- raten hatten sie die romanische Lebensart weit- gehend übernommen und lebten in römischer Abhängigkeit. Merowech – der Stammvater der späteren Frankenkönige aus dem Ge- schlecht der Merowinger – herrschte als Klein- könig über die salischen Franken. Sein Sohn Childerich nutzte den Zusammenbruch der weströmischen Verwaltungsordnung und das daraus resultierende Machtvakuum und errich- tete in den Jahren 460-70 nach Chr. sein Herr- schaftsgebiet im Nordosten Galliens. Damit leg- te er den Grundstein für den Aufstieg des spä- teren Frankenreichs unter seinem Sohn und Nachfolger Chlodwig I. Dieser unzimperliche Machtmensch übernahm 481/82 die Königs- würde und gilt als Gründer des Frankenreichs und Wegbereiter Europas. Es besiegte den letz- ten weströmischen Rivalen Syagrius (Schlacht bei Soissons) und baute damit seine Machtstel- lung in Nordgallien weiter aus. Dann unter- warf er gewaltsam die Alemannen (Schlacht bei Zülpich) und die Westgoten in Aquitanien. 509 eroberte er das rheinfränkische Reich und vereinigte damit die bislang getrenntlebenden, grösseren Einzelgruppen der Franken. Als Mensch mit ausgeprägtem Machtinstinkt kon- vertierte er zum Christentum und liess sich kurz vor dem Jahr 500 nach Chr. taufen, zusam- men mit einigen tausend weiteren Franken. Da- mit vermied er Konflikte mit der gallorömi- schen Mehrheitsbevölkerung und fand die Anerkennung des oströmischen Kaisers Anasta- sius, der ihn zum Ehrenkonsul erhob. Chlod- wig knüpfte an spätantike, römische Traditio- nen an, denen er sich selbst verpflichtet fühlte, leitete aber auch Entwicklungen ein, die zur Herausbildung frühmittelalterlicher Verhält- nisse beitrugen. Er etablierte eine eigene Herr- schaft, die sich zumindest anfänglich noch in den formal weiterhin bestehenden politi- schen Rahmen des Imperium Romanum einord- nete. Nach seinem Tod im Jahr 511 wurde das Reich auf seine vier Söhne aufgeteilt. Gleichzeitig wurden zahlreiche weitere Gebiete bis nach Thüringen erobert sowie das Burgund. Die Herrscher von drei Teilreichen starben vorzei- tig, so dass Chlothar I das Reich im Zeitraum von 558-561 nochmals vereinigen konnte. Pa- rallel dazu erfolgte die Abkoppelung von der Oberhoheit des oströmischen Reiches und die Einführung des dynastischen Prinzips. Die Franken gaben also ihre Rolle als Foederaten auf. Bereits in der nächsten Generation wurde das Reich erneut zerstückelt und durch Bruder- kriege zerrissen. Nach und nach bildeten sich drei fränkische Teilreiche heraus: Austrasien im Osten, Neustrien im Westen und das Bur- gund in der Mitte. Erst Chlothar gelang es um 613 nochmals, das Reich wieder zu vereinigen. Er und sein Sohn Dagobert I waren offenbar die letzten mächtigen Herrscher aus dem Ge- schlecht der Merowinger, dann setzte im 7. Jahrhundert die Zeit der Schattenkönige ein. Die Kaiser waren schwach, das Reich stark de- zentriert und die Macht lag zusehends in den Händen der Hausmeier (maiores domus). Die- se bekleideten das wichtigste Hofamt und wa- ren zuständig für die Verwaltung des könig- lichen Hofes. Sie bestimmten, wer Zugang zum König erhielt und nahmen zusehends Ein- fluss auf die Politik. Die Merowinger hatten A K T U E L L 8 NUMIS-POST 5/19 BERNA 2019

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