NUMIS POST Einzelausgabe

dem Machtgewinn dieser aufstrebenden Adels- familien aus dem Geschlecht der Pippiniden und Arnulfinger nichts entgegenzusetzen. Da- mit war der Weg für einen Machtwechsel vor- gezeichnet. Nachdem Pippin der Mittlere das Königreich Burgund niedergeworfen hatte, lag die Macht ab 687 de facto in der Hand der Ka- rolinger. 732 besiegte der Hausmeier Karl Mar- tell in der Schlacht von Tours und Poitiers die Berber und Araber und galt – wohl zu Unrecht – fortan als Retter des Abendlandes. Einer sei- ner Söhne, Pippin der Kurze (le bref) setzte dann schliesslich 751 nach Chr. den letzten me- rowingischen König Childerich III ab und voll- zog den Dynastiewechsel, nicht zuletzt mit dem Segen des Papstes. Diese Zäsur bedeutete den endgültigen Bruch mit der spätantiken Tra- dition und leitete den Übergang ins Frühmittel- alter ein. Das Münzwesen unter den Merowingern Das wichtigste Nominal der Spätantike war der Triens (auch Tremissi), eine kleine Gold- münze mit einem Sollgewicht von anfänglich 1,51 Gramm. Damit entsprach sie – wie es der Name schon zum Ausdruck bringt – genau ei- nem Drittel des spätrömischen Solidus. Tremis- si waren im 5. und 6. Jahrhundert in ganz Eu- ropa und im Mittelmeerraum weit verbreitet und die wohl häufigste Münze ihrer Zeit. Seit dem Niedergang Westroms oblag die Führung im Münzwesen den byzantinischen Kaisern. Kaiser Justin (518-27) passte das Design an und ersetzte die die kaiserlichen Symbole im Zuge der Christianisierung zusehends durch christliche Symbole. Unter seinen Nachfolgern verlor der Triens laufend an Gewicht und sank schliesslich auf ein Sollgewicht von 1,24 g ab, gepaart mit einer Verringerung des Goldgehal- tes. Damit ging natürlich auch die Wertstabi- lität verloren. a) Pseudo-imperiale Periode (480-585 nach Chr.): Die Merowinger und Burgunder übernahmen das byzantinische Münzsystem einschliesslich des Designs bei der Darstellung der Kaiserpor- traits. Diese frühesten Merowinger-Prägungen werden deshalb als pseudo-imperiale Münzen bezeichnet. Im Gegensatz zu den Burgundern verzichteten die Merowinger auf eine zusätzli- che Kennzeichnung durch Monogramme. Die Legenden lauten oft auf Justinianus oder Ana- stasius, entsprechend den byzantinischen Vor- lagen. Der Solidus wurde kaum geprägt und blieb eine reine Rechenmünze, die Tremissi bil- deten die Universalwährung. b) Periode der Monetarmünzen (585-670 nach Chr.): In diesem Zeitraum kamen Monetarmünzen und selten auch Kaisermünzen mit Namen und Portrait des aktuellen Herrschers zur Ausprä- gung, die sich vom byzantinischen Design ge- löst hatten. Monetarmünzen sind dadurch ge- kennzeichnet, dass sie auf der Vorderseite den Namen einer Civitas (Stadt / Verwaltungsbe- zirk) und auf der Rückseite den Namen des emittierenden Münzmeisters (Monetars) tra- A K T U E L L 9 5/19 NUMIS-POST BERNA 2019 Triens des Gundobald (480-516) im Namen von Ana- stasius I. (1.46 g). Pseudo-imperiale Prägung aus dem Burgund (mit Monogramm)

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