NUMIS POST Einzelausgabe
tion und reduzierte die Anzahl der prägebe- rechtigten Münzstätten massiv. Zudem wurden Massnahmen gegen Falschmünzerei er- griffen. Diese Münzreform setzte für das mittel- alterliche Geldwesen völlig neue Akzente und brachte eine endgültige Abkehr vom Goldstan- dard zu einer reinen Silberwährung. Im Licht der Tatsache, dass Gold fast nur im Fernhandel zu beziehen war, und Europa nördlich der Al- pen über genügend Silbervorkommen verfügte, ist der Schritt leicht nachvollziehbar. Münz- grundgewicht wurde das Pfund (ca. 408 g), woraus 240 Pfennige / Denare geschlagen wur- den. Erstmals bezeugt wird das Karlspfund durch eine zeitgenössische Handschrift und durch Berichten über die Synode von Frankfurt (794). Die Denare wurden später auch Pfenni- ge oder Penny genannt. Das Pfund war eine Ge- wichtseinheit und wurde mit diesem System auch zur Währungseinheit. Die merowingische Fibeltracht Die merowingische Kultur lässt sich nicht allein über Münzen definieren. Gestützt auf Grabinventare ist die damalige Kleider- und Schmuckmode gut bekannt und bietet Einbli- cke in die Spätantike und ins Frühmittelalter. Die landläufige Ansicht, nach dem Niedergang der Imperium Romanum sei eine Zeit der Bar- barei, des Rückschritts und der Finsternis über Europa hereingebrochen, wird angesichts der Exponate relativiert. Im Laufe des 5. Jahrhunderts trug die westger- manische Frau ein tunikaähnliches Gewand, entsprechend der Mode in den ehemals römi- schen Provinzen. Dieses war an den Schultern vernäht und wurde mit einem Gürtel getragen. Die paarweise getragenen Bügelfibeln, die frü- her die Frauenoberkleidung an den Schultern zusammenhielten, verloren in der Zeit der Vier- fibeltracht ihre praktische Funktion. Dennoch hielten germanischen Frauen an der Tradition fest, auffallend grosse Fibeln als Standessym- bol offen sichtbar zu tragen, als Abgrenzung zu den Romaninnen. Fibeln waren damit also auch ein Zeichen der ethnischen Zugehörigkeit. Das eine Fibelpaar trugen die Frauen meist ho- rizontal und parallel zueinander auf dem Gür- tel oder später auf einer Schärpe zwischen den Oberschenkeln, das andere fixierte auf Brusthö- he einen Mantel oder Umhang. Dabei kommen kleine, almandinbesetzte Scheibenfibeln, aber auch Vogelfibeln oder S-förmige Gewand- schliessen (siehe Titelblatt) vor. Im 7. Jahrhun- dert wird dieses Kleinfibelpaar durch eine ein- zige, auffallend grosse Scheibenfibel ersetzt. Fibeln kommen in merowingischer Zeit nur in der Frauentracht vor und zeigen eine grosse Formenvielfalt. Nach Form und Grösse sind im Wesentlichen drei Gruppen zu unterscheiden: Die paarweise getragenen Kleinfibeln, die in der Regel grösseren und schwereren Bügelfi- beln und die grossen, zusammengesetzten Scheiben-Fibeln. Klein- und Bügelfibeln sind kennzeichnende Formen in der 2. Hälfte des 5. – und im 6. Jahrhundert, die Scheibenfibeln sind Leitformen für das 7. Jahrhundert und kommen vereinzelt auch noch im 8. Jahrhun- dert vor. A K T U E L L 12 NUMIS-POST 5/19 BERNA 2019 Karolinger Denar Clusas
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