NUMIS POST Einzelausgabe

solchen Anzeige eine lang gesuchte Münze fin- den, stellt sich ein positives Gefühl ein. Alles scheint perfekt, bequem und sicher zu sein. Aber ist es wirklich so? Erst einmal sollte man nie vergessen, dass es sich beim Online-Shopping um einen «Fern- kauf» handelt. Man ist sich nie 100%ig sicher, wer auf der anderen Seite steht. Einige Garan- tien gibt es durch die positiven Bewertungen des Verkäufers, die ihm Sammler in der Vergan- genheit gegeben haben, oder durch Garantien oder auch durch den Schutz der Zahlungssys- teme wie PayPal. Auch wenn wir bei einer öf- fentlichen Auktion, d.h. bei einer Auktion, die sowohl im Auktionssaal als auch online parallel läuft, kaufen, ist der Händler in der Re- gel bekannt. Es handelt sich um Auktionshäu- ser, die vor dem Computerzeitalter existierten, alteingesessene Auktionshäuser, deren Eigen- tümer und Mitarbeiter persönlich bekannt sind, und die man in der Vergangenheit an Münzen- börsen getroffen hat. Hier wissen wir also, wer auf der anderen Seite steht. Die Distanz zwingt zu einem Transport, der ei- nem Dritten anvertraut wird. Oft ist es die tra- ditionelle Post. Im Ausland werden die Sendun- gen aber immer öfter an private Kuriere über- geben. Dort kommt dann noch die Verzollung dazu. Und hier beginnen die Risiken, von de- nen ich am Anfang des Artikels gesprochen ha- be. Wir haben es nicht mit professionellen Be- trügern zu tun, die Münzen veröffentlichen und verkaufen, die sie nicht haben. Wir haben es auch nicht mit Fälschern zu tun, die bereit sind, selbst Münzen im Wert von 5 bis 10 Fran- ken zu reproduzieren. Und wir sind nicht ein- mal in das Netzwerk von Computer-Hackern geraten, die uns eine falsche E-Mail für einen tatsächlich getätigten Kauf schicken und vorge- ben, der Verkäufer zu sein. Vergessen wir auch den kleinen Dieb, der die Umschläge öffnet und die Münzen herausnimmt. Was passiert, ist völlig legal, aber sehr, sehr unangenehm. Der Zeitvertreib, im Internet nach Münzen zu suchen, (kann als «numismatisches Online- Shopping» bezeichnet werden und erfolgt mehr oder weniger zwanghaft....), kann viel Geld kosten. Auf einer Plattform, welche verschiedene Auktio- nen auflistet, (z.B. sixbid.com , bid-inside.com , auex.de ) stiess ich auf eine kleine Bronzemün- ze, die als Massalia, heutiges Marseille, be- schrieben wurde. Auf der Vorderseite ist ein weiblicher Kopf nach links und auf der Rücksei- te ein Wildschwein ebenfalls nach links abge- bildet. Darüber steht eine seltsame Legende: VMA? NAM? MMA? MW? Die klassische Mün- ze zum Lernen, zum Vertiefen, für den Spass. Die Münze könnte tatsächlich Teil der Serie von kleinen Bronzen von Massalia sein, oder dann etwas ganz anderes. Es sind diese seltsa- men Münzen, die uns numismatische Freude bereiten und uns anregen. Der Preis? Er startet mit £15, bei geschätzten £40. Am Ende wird mir das Stück für 65 Pfund (ca. 85 Schweizer Franken) zugeschlagen. Mein maximales Ge- bot war £67. Alles in allem ist das in Ordnung. Aus Erfahrung weiss ich, dass dann auf den Kaufpreis ca. 20% dazugerechnet werden müs- sen (Auktionsgebühren und 10 bis 15 Franken A K T U E L L 56 NUMIS-POST 5/19 A K T U E L L 56 Massalia? Kleine keltische Bronze, 2.60 g TimeLine Auctions, 2.3.2019.

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